AdBlue-Produktion bei SKW wird auf unbestimmte Zeit gedrosselt – Hohe Gaspreise, CO2-Zertifikate und russische Billigkonkurrenz als Ursache
Schon wieder kommen schlechte Nachrichten aus den Stickstoffwerken Piesteritz (SKW) und die Politik scheint seit der AdBlue-Krise 2022 leider wenig dazugelernt zu haben.
Aufgrund erneut steigender Gaspreise und anhaltend hoher Energienebenkosten will der für Deutschland so wichtige Ammoniak- und AdBlue-Produzent SKW seine Produktion um 50% reduzieren.
Und das, obwohl die Verkaufspreise für Stickstoffdünger gestiegen sind. Doch 80% der Produktionskosten hängen direkt vom Gaspreis ab.
SKW Piesteritz aus Wittenberg stellt nicht nur AdBlue her, sondern vor allem Ammoniak, das für Stickstoffdünger benötigt wird. Die AdBlue- und Ammoniakproduktion hängen eng zusammen.
- Aus Stickstoff (aus der Luft) und Wasserstoff (aus Erdgas) wird unter hohem Energieverbrauch (aus Erdgas) Ammoniak hergestellt.
- Aus Ammoniak und CO2 wird Harnstoff hergestellt.
- Harnstoff ist die Grundlage für AdBlue.
Als Gründe für die Drosselung nennt die SKW-Führung:
- Gestiegene Gaspreise
- Deutsche Hersteller im Gegensatz zu anderen ausländischen Anbietern nicht von der Gasspeicher-Umlage befreit
- Teure CO2-Zertifikate
- Importe von billigem russischen Stickstoff-Dünger
(Russische Hersteller bekommen billiges Erdgas. Der Import von Stickstoffdünger aus Russland fällt nicht unter die Sanktionen gegen Putin)
Die Exporte von russischem Stickstoffdünger in die EU haben sich von 0,82 Millionen Tonnen in 20/21 auf 1,78 Mio. t in 23/24 mehr als verdoppelt.
Ohne Stickstoffdünger funktioniert keine Landwirtschaft und ohne AdBlue fahren keine (modernen) Diesel-LKW, mit denen Waren in die Supermärkte gebracht werden. Nach der Krise 2022 und der aktuellen Entwicklung wäre es Zeit für die Politik, darüber nachzudenken, ob eine nachhaltige nationale Strategie für Ammoniak und AdBlue (Harnstoff) nicht doch sinnvoll wäre. Australien hat das bereits 2022 gemacht